Home

 
Georg Friedrich Händel: Clori, Tirsi e Fileno

Besonderheiten der Umsetzung

"Auf die Opern folgen die Pastorals / (Schäfer=Spiele) Operetchen und Ballets welche jederzeit so wohl in ihrer Kürtze als Lustigkeit wegen solche Approbation gefunden / dass einen fast wundern möchte / warum man noch fortfähret 6. bis 7. Stunden=lange Opern zu machen / da man doch mit den kleinen Pieçen (...) mehr Ergetzlichkeit zuwege bringen kann/ (...)" Johann Mattheson: Das Neu=Eröffnete Orchester, Hamburg, 1713

Entstehungsgeschichte und Inhalt des Werkes

Trotz nationaler Unterschiede kann man die Musik des Barock als eine mitteleuropäische Gesamtleistung ansehen, in deren Kontext Italien eine Schlüsselrolle innehatte. Händel, ganz europäischer Weltmann, reiste 1706 in das 'gelobte Land' und fand im Palazzo des Marchese Francesco Maria Ruspoli einen kunstbegeisterten Mäzen, für den er 1707 das Oratorium Il trionfo del Tempo e del Disinganno verfasste. Unsere Kantate HWV 96 Cor fedele, in vano speri, auch bekannt unter Clori, Tirsi e Fileno, wird für dieses Jahr datiert, es entspricht auch ganz der Besetzungstradition der römischen Oratorien, die selbstverständlich ebenfalls in Szene gesetzt wurden. Aber nicht nur Ruspolis Palazzo war Schauplatz illustrer Musikdarbietungen, vor allem seine Gärten dienten als Ort der weltberühmten 'Arkadischen Akademie'. Wir können uns gut vorstellen, wie deren Mitglieder sich bei Schäferspielen, Tänzen, Maskeraden und nächtlichen Festen ergötzten. Diese fiktive Welt der Schäferinnen und Hirten als Kunstfiguren, finden wir in unserem Stück wieder, wo die Schäferin Clori hin und hergerissen ist zwischen ihrem treu ergebenen Tirsi und dem schönen und feurigen Fileno. Jede der Arien gestaltet die verschiedensten Affekte, denen selbstbewusste, enttäuschte und hoffende Liebenden ausgesetzt sind, auf musikalisch eindruckvolle Weise.

Den affektiven Ist-Zustand einer Figur darzustellen wird durch die Verwendung historischer Aufführungspraxis der visuellen Komponente einer szenischen Aufführung noch mehr gesteigert und verstärkt. Diese Praxis, die in der Barockzeit ganz üblich war, wird nun zum ersten Mal in Kärnten in unserer Produktion auf Schloss Damtschach zu sehen sein. Verschiedenste Quellen aus Händels Zeit beschreiben uns eine große gestisch-mimische Variationsvielfalt an Bewegungen, Positionen, Haltungen und Bewegungsabläufen der Sänger. Es war eine höfisch-elegante und feinsinnige, aber auch sehr erzählende Kunst des Darstellens, wo jeder Affektwechsel im Text und in der Musik in den kleinsten Details durch den Körper, die Hände und den Gesichtsausdruck gezeichnet wurde.

Gestützt durch ein Bühnenkostüm, das dem Schnitt der Zeit folgt, wird in dieser Produktion das Auge des Zuschauers auf eine besondere Symbiose mit der Musik stoßen, genau wie Mattheson es in seinem Vollkommenen Capellmeister 1739 beschreibt: das Ziel der „Geberdenkunst“ ist „dass Geberden, Worte und Klang eine Dreifache Schnur machen, und zu dem Ende mit einander vollkommen übereinstimmen sollen, dass des Zuhörers Gemüth beweget werde.“ Inspiration für diese Art der Regie finden wir auch im burlesken Stil der italienischen Commedia dell’Arte und bei Antoine Watteau, dem französischen Maler, der das Schäferspiel und die Retour à la nature auf traumhafte Weise in ein höfisches Decorum verlagert hat. Schließlich wird dazu noch eine Barocktänzerin als Figur eingebaut: als  Harlekin wird sie die drei verliebten Liebenden „verbinden, vertanzen und bespielen“.

 

 

Geschichte

 

Aktuell

 

Biografien

 

Programme

 

Opern

Musik

 

Kontakt

 

italiano